Für Ferdinand von Schirach, nach einem Erzählband des Autors
Schuldig ist nur das Wort geworden.
Schuldig nach dem Wort die Tat.
Die Tat ist schuldig durch den Menschen.
Der Mensch sprach Schuld.
.
Schuld brach den Menschen auf.
Setzte ihn, geteilt das Selbst,
Auf einen Berg und ließ ihn
Gut Ding und Weile haben.
Reichte Keile, um den Zwiespalt
Zu verstärken mit Achtung
Und mit Gewalt und gab der Schuld
Im zweigeteilten Menschen schließlich
Gestalt, die da rang um letzte Worte:
– Die da rang um letzten Gipfel,
– Die da rang um letzte Segnung,
– Die da rang. Die da sang.
Sangklar getroffene Schuld.
.
Sing noch einmal das Lied der Unschuld.
Sing noch einmal den Traum der Zügellosen.
Spiel noch einmal das Lied vom Leben.
Spiel die Liebe nicht mit bloßen,
Nackten Händen nach. Inszeniere
Die Maske nur und lass Arme sinken,
Beide. In der Schuld soll der Mensch ertrinken,
Darum schreibe.
Damit er Acht gebe
Um all der Gedanken und all der Träume.
Bäume dich entgegen. Bäume das Leben.
Bäume die Tat auf: am Tag bloß
Sieht man selten klar.
Darum musst du schreibend geben.
Sonderbar, so sonderbar. Da reihst du
Fremde und bekannte Worte
Neben immer andere Worte auf.
Stehst neben dir und dem.
Andere fallen auf dich zu.
Du aber fragst: schuldig,
an wem?