Der Miesepeter heißt gar nicht Peter. Er heißt Klaus. Jeden Morgen in der Frühe, gegen sechse, kriecht er aus den Federn. Übellaunig ist er ins Bett gestiegen und übellaunig erwacht er auch. Er schlüpft in seine blauen Eislatschen, grummelt leise in seinen rauschenden Bart. Dieser wächst seit einer Ewigkeit proportional zur schlechten Laune. Besser: sein Bart ist sein Schlechte-Laune-Barometer. Mit dem heutigen Tage reicht er ihm schon bis zum kleinen linken Zeh. Tagtäglich kämmt er ihn mit einem grobzinkigen Kamm. Er ölt ihn ein und an besonders üblen Tagen, flicht er ihn zum Zopf. Ungehalten meckert er: über das Wetter, die Frauen, die Liebe und die Lust; über Rosinen im Kuchen, Löcher in Pantoffeln und Filz im Bart. Vor Jahren schon hat er seine Frau verlassen. Sie hatte ihm einen Rasierer geschenkt.
Der Miesepeter
Veröffentlicht von
Dina
Dina H. wurde 1986 geboren. Sie lebt und arbeitet in Leipzig. Elias Canetti, Nikolai W. Gogol und Friederike Mayröcker liest sie am liebsten. Alle Beiträge von Dina anzeigen