Der Geheimniskrämer lässt sich nicht täuschen. Er fasst einen jeden ins Auge und wartet geduldig ab. Noch ehe der Betroffene selbst es ahnt, weiß er schon um sein Geheimnis. Scheinbar betreten weicht der Geheimniskrämer dem misstrauischen Blick aus, umgarnt den Entlarvten mit einem freundlichen Wort und wiegt ihn in Sicherheit. Ein höflicher, zurückhaltender Mann, sagen die Frauen und buhlen um seine Zuneigung. Doch der Geheimniskrämer pflegt sich gerne freien Standes zu bewegen, eine Gefährtin würde ihn entlarven, so denkt er und lässt sich geschmeichelt weiterhin den Hof machen. Er ist nie ernsthaft interessiert, weiß er doch, dass sich beim Knüpfen erster zarter Bande, eine Dame nicht lange bitten lässt und beflissen aus dem Nähkästchen plaudert. Der Geheimniskrämer ist nicht erpicht auf eine Bestätigung der Heimlichkeiten. Im Gegenteil, ist das Geheimnis nicht nur ihm und dem Betroffenen selbst bekannt, sondern weiß auch ein Dritter von ihm, verliert es an Wert. Es ist dann kein Geheimnis mehr, sagt der Geheimniskrämer und begibt sich auf die Suche nach anderen. Aber der Geheimniskrämer findet schnell, er ist erprobt in seinem Handwerk. Jedes Geheimnis, was seinen Ansprüchen zur Genüge entspricht, fängt er ein und verwahrt es gut in seinem Krambeutel. Und so zieht er von Tür zu Tür, macht Halt, wenn es ein Geheimnis zu erspüren gilt und feilscht. Er feilscht solange bis der Ahnungslose ihm sein Geheimnis unbemerkt preisgibt, denn den Geheimniskrämer kann niemand täuschen.