Der Gartentroll gräbt sich gedanklich gern ein. Er ist dann mehr Pflanze als Mensch. Jeden Ersten des Monats schaufelt er sich ein Loch und legt sich in die kühle Erde, er rollt sich ein, wirft den Erdhügel über sich und wartet auf Regen. Im Sommer verweilt er oft Tage in dieser Position, sodass schon die Regenwürmer an ihm nagen. Aber ihm macht das nichts, solange er nur Pflanze sein darf.
Nur so spürt er, was seinen Schützlingen wohl bekommt. Er weiß um den wärmenden Sonnenstand, den Wohlgenuss von sanft fallendem Regen, bei dem sich die Erde lockert und im Anschluss wie ein Kokon um die Knolle legt. Er weiß um den kargen Boden und die stürmischen Winde. Und er weiß, um das Glück einer jeden Pflanze, ein Gespräch zu verfolgen oder sogar einer Geschichte lauschen zu dürfen. Denn Pflanzen sind stumm, dennoch wollen auch sie gern redlich unterhalten werden. All das weiß der Gartentroll und sobald er sich nach dem erfrischenden Regenguss empor gebuddelt hat, macht er sich an die Arbeit. Dann sät er und steckt er. Dann harkt er und düngt er. Dann gießt er und jätet er. Und wenn sein Bestand rücksichtslos niedergetreten wird, dann schimpft er.
Der Gartentroll kennt jede seiner Pflanzen persönlich. Eine jede hat er eigenhändig getauft und mit Namen gesegnet. Eine jede umsorgt er und eine jede liebt er mehr als sich selbst. Und natürlich kann er keinem seiner Sprösslinge einen Wunsch abschlagen und bereitet ihnen Tag für Tag die größte Freude: er spricht mit ihnen. Unermüdlich erzählt er ihnen von neuen Gästen, der Tagesschau und seinem Mittagsbrot. Und wenn er selbst nichts zu berichten hat, dann liest er ihnen aus der Zeitung vor oder wälzt das dicke Märchenbuch. Der Gartentroll ist schließlich ein Pflanzenkenner.