Bei Kaffee und Kuchen

Eines Sonntagnachmittages im April trug es sich zu, dass ich Besuch empfing. Es läutete und mit einem großen Strauß gelber Tulpen tratet ihr auf den Flur. Wir fielen uns in die Arme, küssten uns auf die Wangen und freuten uns, was für wunderbar sonniges Frühlingswetter ihr doch mitbrachtet und alsbald ein erstes Picknick anstünde. Und wie bei jedem Sonntagsbesuch hattet ihr auch euren geliebten Perserkater im Weidenkorb mit. Schläfrig hob er kurz die Augenlider, ehe er uns wieder unserer Wiedersehensfreude überließ. Der Kaffee wurde gekocht, die Blümchenteller wurden bestaunt und die Tulpen mit Wasser versorgt. Ein geselliges Geschnatter begann, den Kuchen im Mund lachten wir und übertrafen einander im Loben unserer beiden selbstgebackenen Kuchen. Natürlich nach Omas Rezept und nur sie könne ihn perfekt. Die zweite Kaffeekanne wurde gekocht und es blieb nicht aus, einen Gang auf die Toilette zu unternehmen. Bereits vorbereitet, konnte sogleich noch die Kochwäsche angestellt werden. Das Stubenfenster weit geöffnet, genossen wir die warmen Sonnenstrahlen. Der Familie ginge es wunderbar, die Kinder würden studieren und der Job wäre anstrengend, aber bald hättet ihr Urlaub, darauf würdet ihr euch freuen. Ja und den Kater den würdet ihr mitnehmen im Wohnwagen, aber im Herbst auf die Malediven, da wäre das nichts für ihn und ihr würdet überlegen ihn in eine Katzenpension zu bringen für die fünf Tage, denn die Nachbarin wäre ja verstorben, die sich immer gekümmert hätte. Nun würde dort eine WG leben, die jeden Montag Partys feiere und ihr wäret ja froh, dass eure Kinder so nicht wären. Der Kuchen wäre ja so lecker gewesen, aber ihr wäret nun so satt, sodass ihr gleich nach Hause spazieren und das Abendbrot heute wohl entfallen würde. Unglaublich lecker wäre es gewesen und toll sich endlich einmal wiedergesehen zu haben. Das müssten wir bald wiederholen und ja, dass Picknick, das sollten wird bei dem schönen Wetter im Auge behalten. Es wurde noch einmal in den Badezimmerspiegel geblickt, ehe die Jacken vom Haken genommen und lässig über die Schulter gelegt wurden. Und wo denn eigentlich der Kater wäre, der hätte sich wohl mal wieder ein ruhiges Plätzchen gesucht und wäre eingeschlafen, der dicke Liebe. Die Waschmaschine piept und während ihr eure Schuhe anzieht, könne die Wäsche auch schnell aus der Maschine genommen werden, schließlich sind es nur drei große Bettlaken. Das Wiedersehen auf den Lippen, steht ihr in der Tür und schreit laut auf, als ich einen Perserteppich aus der Maschine ziehe.
Zu dem Picknick ist es nie gekommen.

Veröffentlicht von

Dina

Dina H. wurde 1986 geboren. Sie lebt und arbeitet in Leipzig. Elias Canetti, Nikolai W. Gogol und Friederike Mayröcker liest sie am liebsten.

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